Gedichte

 

 

 

Mary Oliver

 

 

Der Teich

 

 

August eines weiteren Sommers und wieder schlürfe ich die Sonne

und wieder breiten sich die Seerosen übers Wasser.

Ich weiß inzwischen, daß sie einander berühren wollen.

Viele Jahrer bin ich nicht hier gewesen,

in dieser Zeit habe ich mein Leben gelebt.

Wie der Reiher, der nur krächzen kann und sich wünscht,

er könnte singen,

so wünsche auch ich, daß ich singen könnte.

Ein wenig Dank aus allen Kehlen wäre angemessen.

Doch es war so und es ist so:

Mein ganzes Leben lang konnte ich das Glück spüren,

abgesehen von dem, das kein Glück gewesen ist,

an das ich mich ebenfalls erinnere.

Wir alle tragen einen Schatten.

Doch jetzt ist es wieder Sommer

und ich betrachte die Seerosen, die sich einander zuwenden,

dann auf dem wind und dem Sehnen dahingleiten,

nah, ganz nah zueinander.

Bald kehre ich um und breche heimwärts auf.

Wer weiß, vielleicht singe ich dabei.